Biografie

Helmut Ammann wurde 1907 in Shanghai als Sohn eines Berliner Arztes geboren. Als Vertreter der klassischen Moderne strebte er nach Erneuerung durch Reduktion und Verdichtung der Form.
In seinen Werken verarbeitete er Holz, Stein und Bronze, er setzte Glasfenster und Mosaiken, malte, radierte und war außerdem ein begnadeter Porträtist.

Helmut Ammann

Werk und Rezeption

Bildnerische und zeichnerische Arbeiten

Helmut Ammann war mit vielen Materialien künstlerisch tätig: Er arbeitete in Holz, Stein und Bronze, er setzte Steinmosaike und Glasfenster, er war Maler und Grafiker und er fertigte zahlreiche Holzschnitte und Radierungen. Zudem entstanden weit über 5000 Skizzen „Anonymer Zeitgenossen“ in der Bahn, in Cafés oder auf Tagungen. Für seine Frau Carmen zeichnete er über 25 Jahre Morgengrüße an Carmen, ein grafisches Tagebuch, von dem etwa 800 Blätter erhalten sind. In der „Seerosenen“-Zeit entstanden von ihm Schüttelverse wie (erinnert von Irene Hallmann(-Strauss)): „Kein Mensch hat zu übertünchen Mut, / was Lothar Diez für München tut.“

Der Schlafende, Federzeichnung
Kreuzigungsgruppe in St. Stephan Würzburg, 1956

Im Auftrag der evangelischen Kirche

Die Evangelische Kirche war für den freien Bildhauer Helmut Ammann fast dreißig Jahre lang wichtigster Auftraggeber: Die gestalterische Lösung von Altären, Leuchtern, Taufsteinen, Kirchenfenstern stand von den 1930ern bis weit in die 1960er Jahre im Mittelpunkt seines Schaffens. Dafür gewann er auch etliche große Wettbewerbe. Über einen Zeitraum von 60 Jahren entstanden über 70 große Kirchenfenster in 25 Kirchen in Deutschland, so in der Christuskirche und in der Lutherkirche München, in der Ansgariikirche Bremen, in der Weilheimer Apostelkirche, in der Schlosskirche Meisenheim und der gotischen Klosterkirche Lambrecht (Pfalz) oder auch in Nürnberg. Ferner schuf er zahlreiche große Holzschnitzwerke wie die Kreuzigungsgruppe in St. Stephan oder den Wiederkehrenden Christus in St. Johannis in Würzburg, ferner große Kruzifixus und Flügelaltäre in Bielefeld, in der Hospitalkirche Hof, Marxgrün oder München.

Im öffentlichen Raum

Im öffentlichen Raum finden sich Werke wie Die Verstrickung (1977, Europäisches Patentamt, München), die Drei Zeitungsleser für den Presseclub in Bonn (1982), in Starnberg die Holzskulptur Nepomuk (1981) oder in der Evangelischen Akademie in Tutzing die Figurengruppe Das Gespräch. Für die Ehrenhalle des Deutschen Museums schuf er die Marmorbüsten der Physiker Werner Heisenberg (1991), und Otto Hahn (1976), für das Kantonsspital Schaffhausen / Schweiz die große Steingruppe Ross und Wächter aus Muschelkalk (1959/1961). Für Heinz Rühmann entstand 1995 der Grabstein, ein Bronzeband auf Travertin.

Das Leben als Filmband. Grab von Heinz Rühmann am Starnberger See
Beim Porträtieren

Als Porträtist

Als Porträtist bekannter Persönlichkeiten schuf er weit über 100 Arbeiten in Bronze und Stein. Er porträtierte den Dirigenten Hans Knappertsbusch (1966, Prinzregententheater München), den Regisseur und Intendanten Wieland Wagner (1968, Stadthalle Bayreuth) und den Pianisten Jan Odé (1969, Musikkonservatorium); die Schriftsteller Leonhard Frank (1963, Gewerkschaftshaus Würzburg), Martin Gregor-Dellin (1986, Privatbesitz) und Heinz Flügel (1976); den Unternehmer Rolf Rodenstock (1987, Industrie- und Handelskammer, München), den Wirtschaftspolitiker David Hansemann (1987, Deutscher Industrie- und Handelstag in Bonn) und den Banker Ernst Matthiensen (1972, Investmentinstitut Frankfurt, Privatbesitz New York); den Universitätsprofessor für Dermatologie Alfred Marchionini (1965, Universitätsklinik München) und den Universitätsprofessor für Chemie Heinz A. Staab (1993, Max-Planck-Gesellschaft, München).

Poetisch-literarische Werke

Für Helmut Ammann war das Tagebuchschreiben ein Medium der künstlerischen Reflexion: „Aufgabe des Bildhauers ist es, ‚Gegenwart‘ zu schaffen, so dass Vergangenheit und Zukunft in ihr aufgehen. Die Intensität des Handelns im Stoff schafft Spuren der Gegenwärtigkeit, die dann gleich sind der Gegenwärtigkeit des Handelns“. Bei der Arbeit versenkte er sich wie in einer Meditation; das Tagebuch ermöglichte ihm die nötige Distanz. Im Tagebuch notierte Helmut Ammann vielfältige künstlerische Überlegungen, auf die er später zurückgreifen konnte und die ihm ein wichtiger Ideenfundus waren. Zugleich schrieb er zahlreiche Vorträge und Reflexionen zur Kunst, ein umfängliches autobiografisches Romanfragment, zahlreiche Gedichte und Erzählfragmente.

Spiegelbild

Werk und Rezeption

Auszeichnungen

1966 Schwabinger Kunstpreis, München

1971 Albert-Schweitzer-Preis für Kunst, Amsterdam

1984 Pygmalionmedaille: Preis der deutschen Kunststiftung der Wirtschaft, München

1995 Großer Preis der Bayerischen Volksstiftung, München

Einzelausstellungen

1976 Katholische Akademie in München

1979 „Retrospektive“, Museum Schaffhausen

1982 Presseclub Bonn

1987 „Entwicklungen“, Ignaz-Günther-Haus, München

1987 „Das neue Gesicht“, im Schweizerhaus, München (zum 80. Geburtstag)

1997 „Retrospektive zum 90. Geburtstag“, Kunsträumen der Dresdner Bank, München

Gruppenausstellungen

mit der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft im Haus der Kunst (seit 1950; auch Juror für Abt. Skulptur), mit den Künstlern der Seerose, aber auch z. B. auf den Evangelischen Kirchentagen in Nürnberg (1979), Düsseldorf (1985) oder Frankfurt (1987)